Die Frage:„Wer bin ich?“ und „was ist der Sinn meines Lebens?“ sind Fragen, mit denen sich die Philosophen schon sehr lange beschäftigen. Die “breite Masse” hingegen stellte sich diese Existenzfrage des Lebens erst mit Aufkommen der Wohlstandsgesellschaft, als die Existenzfragen des Überlebens in den Hintergrund rückten.

Die Generation Y (GY) sucht in einer Intensität wie keine andere Generation zuvor nach diesem Sinn des Lebens und einer neuen Form der Identitätsstiftung.

“Wer einen Sinn hat, dem kann niemand mehr etwas nehmen”, heisst es. Da wäre dann “nur” noch die Frage zu beantworten, wie Sinn entsteht…?

 

Sinn lässt sich nicht von Aussen stiften noch im Äusseren finden

Zwar sucht die GY-Gruppe immer weniger nach Positionen, Arbeitgebermarken oder anderen äusseren Kennzeichen mit denen sie sich identifizieren können. Aber gleichzeitig scheint die Frage nach dem inneren Sinn der Arbeit noch nicht die wirklich befriedigend beantwortet zu sein.

Diese fehlenden oder unbefriedigenden Antworten hinterlassen bei den Suchenden ein Gefühl von Leere, die sie auch in Form von Unzufriedenheit oder einfach nur drängenden Fragen mit an den Arbeitsplatz nehmen.

Viele Unternehmen versuchen, diese Lücke mit Worten zu stopfen. Sinnentleerte Worte jedoch vergrössern nur die Frustration, bringen aber keine echte Fülle. Die Suche nach dem Purpose, nach dem Sinn des Unternehmens ist wohl auch deshalb in vollem Gange. Denn auch in den Führungsetagen sind die Fragen wohl bekannt und werden – mehr oder weniger – ernsthaft angenommen. Aber auch bei den Unternehmen scheinen die Antworten oft mehr Kosmetik als Inhalt zu sein.

 

Ein Unternehmen kann uns beim besten Willen keinen Sinn vermitteln

Selbst ein Unternehmen mit einem starken Purpose kann es den Mitarbeitenden nicht abnehmen, den ganz persönlichen Sinn zu finden. In diesem Versuch der Sinnstiftung für die Mitarbeitenden kann ein Unternehmen nur scheitern.

Denn dieser Sinn lässt sich nur im Inneren und in der ganz persönlichen Auseinandersetzung jedes Einzelnen finden. Es gibt keine universelle, allgemeingültige Antwort auf die Frage nach dem Sinn. Jegliche Antwort von aussen, die diesen Anspruch hat, scheint mir suspekt.
Doch, wie finde ich eigentlich meinen Sinn? Lassen Sie mich erst einmal sagen, wie eher nicht.

 

Die Selbstverwirklichung ist keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn!

Vieles, nachdem die GY zu streben scheint, wird sich nicht eignen, die Sinn-Leere zu füllen. Sinn wird leider oft mit Selbstverwirklichung verwechselt.

Doch der zum Teil narzisstische Fokus auf die Verwirklichung seiner Selbst, wird nach Meinung der Existenzpsychologie die Sinnfrage nicht zufriedenstellend beantworten können.

Frankl zum Beispiel meinte, dass echter Sinn eben gerade nicht in der Selbstverwirklichung zu finden sei, sondern nur in der Transzendenz des eigenen Ichs in etwas grösseres Ganzes: „Das eigentliche Sein des Menschen ist die Existenz, und der letzte Sinn des Lebens ist die Transzendenz.“

Nach Frankls Verständnis können Sinnfindungsprozesse in drei grosse Transzendenzfelder münden: In Liebe oder Hingabe, in einem Gott oder in einem Letztgültigen.

Nachdem sich unser Performance Coaching Blog sich weder mit Gott noch einem befasst, bleiben die Liebe, die Hingabe und das Letztgültige. Dieses Letztgültige definiert sich in Frankls Worten so: „Sofern ich existiere, existiere ich auf Sinn und Werte hin; sofern ich auf Sinn und Werte hin existiere, existiere ich auf etwas hin, das mich selbst notwendig an Wert überragt, das wesentlich von höherem Werterang ist als mein eigenes Sein.”

 

Etwas grösserem dienen also

Diese Idee, etwas grösserem zu dienen kommt in mehreren bemerkenswerten Reden John F. Kennedys zum Ausdruck.

„Miteinander werden wir unsere Erde retten oder miteinander in den Flammen ihres Brandes umkommen. Aber retten können und müssen wir sie, und damit werden wir uns den ewigen Dank der Menschheit verdienen und als Friedensstifter den ewigen Segen Gottes.“

Oder, aus heutiger Sicht etwas weniger pathetisches: “Ask not what your country can do for you — ask what you can do for your country.”

 

Die persönliche Mission als Antwort auf die Frage nach dem Sinn

Frei übersetzt auf uns als Individuen in Familien, Teams, Unternehmen, Gemeinden heisst das dann zum Beispiel im Kontext Arbeit: “Frage nicht, welchen Sinn deine Arbeit oder dein Arbeitgeber dir geben kann; frage besser, wie kannst du bei und mit deiner Arbeit etwas grösserem dienen, das du als sinnstiftend erleben kannst.”

Solch eine Mission zu haben – solch einen Sinn zu geben und zu leben – ist wahrscheinlich eines der bedeutendsten Instrumente der Selbstführung und der Identitätsstiftung. Und darüber hinaus sehr praktisch, wenn auch nicht ganz bequem.  

Manch einer mag solche unbequemen Fragen der Selbstführung nicht gut aushalten. Das ist verständlich. Dann ist er/sie vielleicht noch nicht soweit, in sich selbst die Antwort auf die Frage nach dem Sinn zu finden und sich selbst als Prozess zu sehen und anzunehmen. In diesem Fall hilft vielleicht der folgende Ansatz weiter:

 

Welche bedeutende Frage treibt mich an?

Eine weitere Möglichkeit der Sinnfindung besteht darin, eine für sich grosse, bedeutende Frage im Leben zu finden, um sich dann auf die Suche nach Antworten zu begeben. Hier einige von mir frei erfundene Beispiele:

  • Was kann ich beitragen, damit in meinem Umfeld Respekt, Menschlichkeit und Frieden herrscht?
  • Wie kann ich in jedem Einzelnen das Beste wecken und zum tragen bringen?
  • Wo und wie kann ich beitragen, damit Menschen  zufrieden sind?
  • Wie trage ich dazu bei, die Welt lebenswerter zu machen?
  • Wie kann ich dabei nützlich sein, Verschwendung zu reduzieren und die Umwelt zu schonen.
  • Wie bringe ich anderen Menschen und damit mir Freude in den Alltag?

Aber natürlich kann ich Ihnen die Aufgabe nicht abnehmen, Ihre ganz eigene Frage zu finden, die Sie täglich begleitet und Ihnen Sinn gibt.

 

Sind Sie interessiert mehr über das Thema Identität & Sinn zu erfahren?

In unseren Performance Coachings zeige ich Ihnen weitere Möglichkeiten, wie Sie Ihr Leben und das anderer erleichtern und bereichern, sowie Ihre berufliche Rolle noch erfolgreicher gestalten können.

Ich freue mich, Sie kennenzulernen.

Beste Grüsse

Jürg Wilhelm
Management & Performance Coach
Grundsteinstrasse 5
8804 Au-Zürich

Telefon: +41 44 450 11 72
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